Die Harzreise von Clara und Robert Schumann
im September 1844


Clara Schumann 1878
Bild aus:Wikipedia

Robert Schumann 1850
Bild aus:Wikipedia
In der "Mitteldeutschen Zeitung", vom 7.10.2019, wird über die Harzreise des Musiker-
ehepaars berichtet.
Sie begannen ihre Wanderung im Selketal. Von der Wald- und Bergflora waren sie begeistert. Die Mühe des Aufstiegs zur "Burg Falkenstein" haben die Schumanns auch nicht gescheut. Der Weg aus dem Selketal hinauf ist heute noch genau so beschwerlich. Das Selketal hat besonders im Frühjahr wenn die Wiesen bunt sind und im Herbst zur Laubfärbung seinen Reiz. Heute ist das Selketal nur ein reiner Naturgenuss. Damals, als die Schumanns hier gewandert sind, war das Tal in Teilen eine Industrielandschaft. In unserer Zeit künden nur noch die Namen "Friedrichshammer I-IV", das "Carlswerk" (Industriedenkmal) und die Reste des ehemalgen Eisenhüttenwerkes von den Standorten. In Richtung Alexisbad folgten dann noch der "Stahlhammer" und "Drahtzug" (heute "Scheunencafe" ).
Leider steht in dem Zeitungsartikel nicht, wo Clara und Robert Schumann auf ihrer Harzwanderung überall genächtigt haben.

die Burg Falkenstein

die "Viktorshöhe"
Die Schumanns machten dann einen Abstecher auf die mit Eichen und Buchen bewachsene "Viktorshöhe". Das war damals tatsächlich eine lohnende Wanderung. Hier stand ein, 1829 einge-
weihter Aussichtsturm von 22 Metern Höhe (104 Stufen). Die Aussicht reichte über die Höhen des Harzes bis weit in das Harzvorland.
Verblieben sind in der Umgebung die Granitfor-
mationen der "Großen und Kleinen Teufels-
mühle" und in Richtung "Bremer Teich" das "Bärendenkmal". Der derzeitige Turm dient als Träger für diverse Antennen.

"die Roßtrappe"
Auch in der damaligen Zeit war das Bodetal schon ein Anziehungspunkt. Clara und Robert Schumann staunten über die großen, glatt ge-
schliffenen Granitblöcke im Flussbett und über die ganze imposannte Felslandschaft. Sie kehrten im "Waldkater" ein und bestiegen auch die "Roßtrappe".
Ein gern besuchtes Objekt war damals schon die geschliffene "Festung Regenstein" . Sie wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts von den Preußen "geschliffen", also unbrauchbar gemacht. Heute sind auf dem riesigen Gelände nur noch die in den Sandstein eingehau-
enen Räume und Gräben erhalten. Es ist dennoch eine faszinierende Ruine, deren Ge-
schichte sehr weit zurück reicht.
Beschwerlich war zu Zeiten, als Clara und Robert Schumann den Harz besuchten, die Begehung der "Baumannshöhle" in Rübeland. Es ging nur mit dem spärlichen Geleucht der Bergleute in die Höhle und es gab drinnen auch keine gesicherten Wege so wie es heute Vorschrift ist. Aber es war durch diese Art der Beleuchtung sicherlich doch etwas gruselig-gespenstisch. Heute werden in solchen Höhlen alle möglichen und auch unnö-
tigen Spielereien mit elektrischem Licht erzeugt.

"Schierker Feuersteine"

das "Wolkenhäuschen"

der "Ilsestein"
Die Wanderer, Clara und Robert Schumann, gewinnen bei ihrer Harzwanderung langsam an Höhe.
Über Elend gelangen sie nach Schierke. Die "Feuersteine" gab es damals schon und jeder Gast von Schierke sollte sie eigentlich gesehen haben.
Es wird berichtet, dass sie am 13.9.1844 um 18.30 Uhr den Brockengipfel bei schönstem Sonnenuntergang erreichten. Sie feierten den 25. Geburtstag von Clara Schumann und sollen auch mit der Bewirtung durch den Brockewirt sehr zufrieden gewesen sein. In ihrem Tagebuch sollen sie auch geschrieben haben, dass sie sich an der oben weidenden Kuhherde und der sehr guten Aussicht erfreuten.
Zu der Kuhherde ist nun noch folgendes zu sagen. Es gab früher auch im Harz Weidewirt-
schaft im Wald und auf den Bergwiesen. Bekannte Namen sind heute noch "Molkenhaus" - oberhalb von Bad Harzburg in Richtung Eckertalsperre oder "Molkenhausstern" auf Seiten von Sachsen-Anhalt, oberhalb von Ilsenburg und Wernigerode. Auf dem Weg von der Eckertalsperre zum Scharfenstein kommt man an einer großen, freien Fläche vorbei und sieht noch Mauerreste einer Stallung oder Sennhütte.
Das "Wolkenhäuschen" hat alle Wirren der Geschichte überstanden. Es ist das älteste Gebäude auf der Brockenkuppe und wurde Anfang des 18. Jahrhunderts von "Graf Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode" errichtet.
Die Schumanns wanderten nun an den Ilsefällen vorbei durch das Ilsetal nach Ilsenburg. Genaueres wurde dazu im Zeitungsartikel nicht gesagt. Es gab früher aber viele Möglich-
keiten auf den Brocken zu wandern.
Der älteste Weg auf den Brocken führte über die "Heinrichshöhe" (1044 m). Auf der "Heinrichshöhe" wurden Torfstiche betrieben. Es gab auch Hütten für die Arbeiter. Hier stand auch das erste Gasthaus, das aber schon 1799 abbrannte. Dieser Weg zweigte kurz vor dem "Brockenbett" vom "Gelben Brink" ab. Den "Gelben Brink" hinab kommt man zur "Bremer Hütte", Ilsefälle und dann nach Ilsenburg.
Die andere Route ging durch das "Schneeloch" ebenfalls zu dieser Hütte.
Beide Wege sind aber in 30 Jahren Sperrgebiet zu gewuchert und wurden, weil nun Nationalpark, nicht wieder frei gegeben.
Bleibt noch die Möglichkeit den "Hirtenstieg in Richtung "Scharfenstein" abzusteigen und etwa auf halber Höhe rechts die "Herrmannstraße" zum "Gelben Brink" und "Bremer Hütte" zu wandern.
Leider kann ich nicht sagen, ob die "Brockenstraße" (wie wir sie heute kennen) vom "Brockenbett" aus schon als Wander- bzw. Fahrweg nutzbar war und vielleicht Clara und Robert Schumann hier entlang gewandert sein könnten.
Wenn aus dem Qwellgebiet der Ilse genügend Wasser abfließt, dann sind die "Ilsefälle" ein sehr schönes Naturschauspiel.
Clara und Robert Schumann stiegen von Ilsenburg aus noch auf den "Ilsestein" . Die heutige Lokalität gab es damals aber noch nicht sie gingen weiter zur heutigen Gaststätte "Plessenburg".
Von Ilsenburg führte ihr Weg dann nach "Neustadt" (1892 in Bad Harzburg umbenannt). Sie bestiegen natürlich auch den überaus geschichts-
trächtigen Burgberg. Aber diese
"Harzburg" war zu dieser Zeit nicht so herrvorragend ausgegraben und beschildert wie heute. Die Ausmaße dieser Reichsburg sind durch die vielen konservierten Mauerreste jetzt erst so richtig zu erkennen. Erste Ausgrabungen gab es 1902 bis 1904.

auf den Burgberg
Von "Neustadt" unternahmen Clara und Robert Schumann, ganz modern mit der Eisen-
bahn, einen Abstecher nach "Wolfenbüttel". Sie besuchten, als Erinnerung an Gotthold Ephraim Lessing, die dortige Bibliothek.
Wieder mit der Eisenbahn, begaben sie sich an-
schließend zum Endpunkt ihrer Harzreise - nach "Halberstadt". Laut ihrem Tagebuch haben sie sich den
"Dom" abends bei "Nachtbeleuchtung" angesehen. Am anderen Tag haben sie dann den Dom von innen bestaunen können. Danach fuhren Clara und Robert Schumann mit dem Zug wieder nach Leipzig (in Magdeburg umsteigen).
Der Dom zu Halberstadt ist natürlich ein beeindruckendes Bauwerk. Ein sehr große Anziehungskraft geht aber von seinem Domschatz aus. In der Schatzkammer wird historische Handwerkskunst vom Feinsten geboten. Wirklich sehenswert.